Datum
25.03.2021
Titel
Eine Profession zerlegt sich selbst!
Untertitel
Das Abstimmungsergebnis der Pflegenden zur Pflegeberufekammer ist für die Profession Pflege eine absolute Katastrophe. Völlig unerwartet und nicht nachvollziehbar hat sich eine große Mehrheit der Pflegenden gegen die Fortführung der Pflegekammer ausgesprochen und setzt damit ein mehr als fatales Signal für die Zukunft der Pflege.
Text

„Das ist ein Tag, der für die Profession Pflege als absoluter Tiefpunkt in die Geschichte eingehen wird. Erschreckend ist an diesem Ergebnis ist, dass die eigene Berufsgruppe trotz intensiver Aufklärungsarbeit im Vorfeld wohl nicht verstanden hat, welche Chance eine Kammer als eigenständige Berufsvertretung für die Zukunft eröffnen“, so Peter Bechtel, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Pflegemanagement. „Seit vielen Jahren geht ein ständiges Wehklagen durch die Profession, dass es mit der Fremdbestimmung so nicht mehr weitergehen könne, dass die Pflege durchaus in der Lage sei ihre Angelegenheiten selbst in die Hand zu nehmen und verbindlich zu regeln. Die Kammer wäre dazu die einzig richtige Institution, um dies zu koordinieren. Die Landespolitik in Schleswig-Holstein hatte dafür die Grundlage gelegt, die jetzt von der eigenen Berufsgruppe zerlegt wurde“, so Bechtel weiter „Damit findet wohl das Wehklagen eine unrühmliche Fortsetzung. Zudem ist damit eine historische Chance auf unbestimmte Zeit vertan“, macht Bechtel seinem Entsetzen Luft.

Über Sinn und Art der Befragung lässt sich mit Sicherheit streiten. Am Ende entsteht nicht nur in Schleswig-Holstein der Eindruck, dass nur lange und oft genug befragt werden muss, damit die Profession Pflege letztlich eine deutliche Ablehnung signalisiert. Damit fällt die Verantwortung für die Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen Pflege vollständig zurück an die Landesregierung. Spannend bleibt die Frage, welche Art von Institution nun folgen wird. Mehr als eine inhaltliche „Schmalspurlösung“ wird kaum machbar sein.

Es bleibt zu hoffen, dass dieses Desaster keine Signalwirkung für die Kammerbewegungen in den anderen Bundesländern haben wird. Der Bundesverband Pflegemanagement setzt sich weiterhin vorbehaltlos für die Errichtung von Pflegekammern auf Landesebene und für eine Bundespflegekammer ein.

Hintergrund: Es ging um das Ende oder einen Neuanfang für die Pflegeberufekammer - und das Votum der Pflegekräfte war deutlich: Sie wollen die Kammer nicht. Die Wahl-Beteiligung war hoch, fast drei Viertel der Mitglieder haben abgestimmt. 91,77 Prozent stimmten für das Aus (www.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstein/Pflegekammer-SH-92-Prozent-der-Mitglieder-wollen-Aufloesung,pflegeberufekammer116.html)